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Tagebuch 5: Obergesteln-Riale, Do 19.8.2010

«Wir zellid Pomattertitsch!»

Der Empfang im Pomatter Walserdorf Riale oder Cherbäch ist, da sind sich alle einig, die ganze Reise, die ganzen Strapazen allein schon wert. Schon eine Stunde vor Eintreffen der Säumertruppe übt die Banda del Val Formazza, und die Trachtengruppe des Walservereins putzt sich nochmal heraus. Dann schreiten beide, Banda und Trachtengruppe, zum Dorf hinaus und dem Säumerzug entgegen. Zweimal macht dieser die Runde durchs Dorf, applaudiert von hunderten von Schaulustigen: «Ma guarda, che carino!» Die Kombination von Geschichte, Umzug und Tiere trifft offenbar die Pomatter mitten ins Herz. Und dann ist ja noch der Käse «in vendita». Mit der Folge, dass sich am Käsestand tumultartige Szenen abspielen. Christian hat kaum Platz, um die Käse in Säcklein zu verpacken, Res ist schon längst das Münz ausgegangen, sodass nur noch in ganzen Euros abgerechnet wird, und der Junge an der Waage schlägt denen, die zu sehr drängeln, mit der antiken Standwaage noch 100 Gramm dazu.

Die Walser: Im 12. Jahrhundert kamen sie als Alemannen ins Oberwallis, um schon bald weiterzuwandern - auf verschiedenen Routen über das Bündnerland bis ins Vorarlbergische, und eben über den Griespass ins Pomatt. Auf ihrem Zug gegen Süden werden sie den allerersten Säumern begegnet sein und sich ihr Brot im Pomatt ebenfalls als Säumer zu verdienen. Böse Wissenschaftlerzungen behaupten zwar, dass die Walser ein Konstrukt des Buchautoren Paul Zinsli sind, der zum ersten Mal über die so genannte Walserkultur geschrieben hat - denn es fehle den Walsern die territoriale Einheit, um als eigenes Volk überlebensfähig zu sein. Aber der Stolz, mit dem die jungen Pomatter das Wappen des Walservereins präsentieren - es ähnelt bezeichnenderweise einem Abwehrschild als alter Ritterzeit - und die Anschrift der Walser Schtube mitten im Dorf sprechen eine andere Sprache. Eine Sprache allerdings, die im Pomatt einen schweren Stand hat. «In dr Schuel zellend si Wälsch (d.h. italienisch), uf dr Poscht zelled sie Wälsch, überall zelled si Wälsch», sagt eine ältere Pomatterin, die extra für den Empfang die Hochzeitstracht aus der Truhe genommen hat.

Rast im Walserdorf Ponte.
Etappe Obergesteln-Riale.
Einzug in Riale.

Übrigens zeigte sich der Griespass von der allerschönsten Seite, glitzerte der Gletscherfirn in den tiefblauen Stausee hinein und gab eine grandiose Kulisse her für den Säumerzug. Schon der Aufstieg durch das Ägenental war ein Naturgenuss, und die Bedingungen hätten idealer nicht sein können. Und die meisten die das erste Mal dabei sind, dachten auf dem Griespass schon: Das allein war es wert, dies Säumerwoche mitzumachen. Bis eben zum Empfang von Riale...