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Tagebuch 2: Giswil-Meiringen, Mo 16.8.2010

Über den Brünig

Brünigpass, 16. August 1610: Neben dem schmalen Säumerpfad, der sich durch die Passenge zwängt, ist eine kleine Zollstation aufgepflanzt. Der Zöllner da oben soll kontrollieren, ob die Säumerware in Giswil auch ordnungsgemäss angegeben wurde. An seinem Haus streichen von Zeit zu Zeit einige Pilger vorbei, dann auch Jäger und Älpler aus der Region und Handwerker, die im Haslital oder in der Innerschweiz Arbeit suchen. Sie machen etwas weiter unten einer Gruppe von Reisläufern Platz, die es eilig hat. Oder sind es getarnte Schmuggler? Der Zöllner lässt alle passieren, bis der erste Saumzug kommt. Die Pferde sind mit 150 Kilo Sbrinz beladen und schnaufen ebenso wie die Säumer selbst, die die fünf Kilometer und gut 500 Höhenmeter von Giswil her in strammem Schritt gemeistert haben.

Auszug aus Giswil.
Empfang in Meiringen.
Druckstelle bei Pepino.

Brünigpass, 16. August 2010: Bahn und Strasse dominieren die Szene, das Zollhaus ist längst verschwunden. Die Säumerkolonne des Projektes Sbrinz-Route taucht aus dem Nieselnebel auf wie aus einer anderen Zeit. Die Pferde aber, sie dampfen wie damals, und die Säumer tragen trotz Regen und Kälte ihre historischen Fellumhänge offen. Seit sechs Uhr sind sie auf den Beinen, haben die Saumtiere geputzt und versorgt, gesattelt und beladen: Mit Kratten und Tornistern, Käse und Weinfässlein. Dres Wyss aus Meiringen hat eine kreisrunde Druckstelle auf der Hinterbacke seines Esels «Pepino» entdeckt. «Noch ist das nicht schlimm», sagt er. «Aber wenn man jetzt nichts unternimmt, könnte das schon bald das Aus bedeuten für ihn.» Deshalb hat er auf das Hintergeschirr seines Esels «Pepino» noch schnell ein Stück Ziegenfell aufgenäht, «zur Prävention.»

Der Pferdetross läuft einiges ruhiger als am Tag zuvor. Dem übermütigen Haflinger von Marc Paulsen aus Berlin hat man eine Sonderportion Käse angehängt, und die Freiberger Stute Fiorina von Rebecca Hodel aus Cortébert im Berner Jura hat sich beruhigt, seit kein Esel mehr hinter ihr hertrottet. Auch die Wandergruppe spürt die Mühen des Aufstiegs und lässt sich die Älplermagronen auf dem Pass in fast meditativer Ruhe schmecken. Doch dann, im Abstieg durch lauschigen Wald, hellen sich Wetter und Mienen schnell auf, und der herzliche Empfang von hunderten Menschen in Meiringen lässt manches Säumerauge stolz aufblitzen und manchen ausgetrocknete Säumerkehle nach einem kühlen Getränk verlangen - auch das ist heute nicht anders, als es vor Jahrhunderten war.